„Crowds and Beds“ – fotografische Arbeiten von Nick Zinner Herbst 2025 Kunstverein Oldenburg
Nick Zinner, international bekannt als Gitarrist der New Yorker Band „Yeah Yeah Yeahs“, ist nicht nur aktiv als Musiker, sondern seit über zwei Jahrzehnten auch als Fotograf. Mit der Kamera stets griffbereit, verdichtet er das Flüchtige zu Bildern, die weit über dokumentarische Fotografie hinausweisen. Seine Serien „Slept in Beds“ und „Crowds“ werden in dieser Ausstellung erstmals
gemeinsam gezeigt – als visuelle Dialektik von Intimität und Öffentlichkeit, Stille und Ekstase, Leere und Masse.
„Slept in Beds“
Über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren fotografierte Zinner die Betten, in denen er nach Konzerten schlief – ungemacht, verlassen, anonym. Im Interview mit dem Magazin „The Berliner“ (2024) beschreibt er diese Bilder als „Porträts von Orten, die dazu bestimmt sind, vergessen zu werden“ („portraits of places destined to be forgotten“). Es sind Räume ohne Erinnerung, Zwischenzonen im permanenten Transit. Und doch haftet ihnen eine stille Intimität an – eine Ahnung von Körper, Müdigkeit, Identität. Zinner selbst spricht davon, dass diese Fotos etwas dokumentieren, das „sonst keine Spur hinterlassen würde“ („otherwise wouldn’t leave a trace“). Diese zurückgelassenen Spuren betonen die Abwesenheit von Personen und deren Vergänglichkeit oder zumindest ihren steten Wechsel von Räumen in Zeit.
„Crowds“
Die Serie „Crowds“ nimmt einen anderen Blickwinkel ein: Zinner fotografiert das Publikum von der Bühne aus. Dabei entstehen keine simplen Konzertfotos, sondern psychologisch verdichtete Bilder kollektiver Emotion. Die Kamera fixiert die Verbindung und Synchronität von Individuen und Masse, Beobachtenden und Performendem. Seine Arbeiten untersuchen die Dynamiken des
Blicks, der Erwartung, der Selbstinszenierung. Sie feiern das Konzerterlebnis, ohne es zu romantisieren, vielmehr entlarven sie das Spektakel als Ort wechselseitiger Projektionen.
Zinners Bilder sind nicht laut, sie reflektieren. Als Künstler bewegt er sich souverän zwischen den Medien: Nach dem Absolvieren des Bard College und visuell geschult durch die Szene des frühen New Yorker Indie-Rock, veröffentlichte er zahlreiche Fotobände und stellte international aus – von Japan über Mexiko bis Berlin. Zu den Veröffentlichungen seiner Serien fotografischer Werke
gehören u.a. „No Seats on the Party Car“ (2001), „I Hope You Are All Happy Now“ (2004, mit einer Einleitung von Regisseur Jim Jarmusch) und „Please Take Me Off the Guest List“ (2010).
Mit „Crowds and Beds“ begegnen sich zwei fotografische Zustände: der intime Nachklang und die kollektive Gegenwart. Gemeinsam erzählen sie von einem Leben im Rhythmus zwischen Bühne und Ruhe – und von der Stille der Momente, die allem zugrunde liegt.