Ghosts of Color | Florian Fausch, Hannah Jones, Lisa Kränzler, Juan Miguel Pozo, Guido Schulz

virtuelle tour Ghosts of Color

„Ghosts of Color“

Florian Fausch, Hannah Jones, Lisa Kränzler, Juan Miguel Pozo, Guido Schulz

7. Juli – 26. August 2023

Die janinebeangallery präsentiert in ihrer Sommerausstellung abstrakte und figurative Malerei sowie Fotografie. Die Werke entstanden aus unterschiedlichsten Kontexten, Materialien und künstlerischen Sphären. Es verbindet sie die Leidenschaft zu intensiven Farben und Kontrasten.

 

Die Werke des Schweizer Künstlers Florian Fausch siedeln sich im Grenzbereich zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion an. Die kantigen Formen erinnern an die Schnitttechniken von Collagen oder Schablonen, die für geometrische Kompositionen genutzt werden. Zur Bildfindung bedient er sich der Collagetechnik, aber in einer zeitgenössischen Form. Zeitschriften, Computerspiele und Internet dienen dem Künstler mit ihren gigantischen Bildarchiven als Fundus. Als so genannter „digital native“ geht er nicht nur im Internet auf Motivsuche, die elektronischen Möglichkeiten dienen ihm ganz selbstverständlich auch als Arbeitsinstrument in Bezug auf den Bildaufbau, der teilweise am Computer entsteht und in einem weiteren Schritt auf die Leinwand oder das Papier übertragen wird. Während des Malprozesses verweben sich die Fragmente des Angeeigneten mit eigenen Ideen; Realität und Utopie verschmelzen zu einer dynamischen Gesamtwirkung.

Florian Fausch studierte Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Siegfried Anzinger. Er lebt und arbeitet in Düsseldorf.

Hannah Jones, ist eine 1990 in Wales geborene Malerin, die seit einigen Jahren in Berlin lebt und arbeitet. International ausgestellt hat sie bereits unter anderem in Berlin, Paris, New York und Griechenland.

Die von Hannah Jones geschaffenen Gemälde sind geprägt von einem rhythmischen Fluss, der dem Betrachter die Möglichkeit gibt, diesem Lauf zu folgen und dabei eine individuelle Sicht der Arbeit der Künstlerin zu entwickeln.

Jones’ Kunstwerke zeichnen sich durch eine einzigartige Synthese aus Farben, Formen und Rhythmen aus. Sie findet in der Abstraktion die Freiheit, ihre kreative Vision auszudrücken, ohne an realistische Konventionen gebunden zu sein.

In ihrer künstlerischen Arbeit bezieht Hannah Jones ihre Inspiration aus vielen Quellen. In der bildenden Kunst sind es abstrakte Malerinnen wie die amerikanische Künstlerin Amy Sillman, aber auch Künstlerinnen ihrer eigenen Generation wie Danielle Mckinney und Beverly Renekouzou. Dabei geht es ihr auch um eine Auseinandersetzung mit der weiblichen Perspektive in der Kunst und um die Schaffung von Kunstwerken, die eine Verbindung zwischen Schöpfung und Zerstörung herstellen.

Lisa Kränzler, 1983 in Ravensburg geboren, studierte seit 2005 Malerei und Grafik an der Karlsruher Kunstakademie. 2012 schloss sie ihr Studium als Meisterschülerin bei Tatjana Doll ab. Die Künstlerin ist seit 2012 auch schriftstellerisch tätig und erzielt mit ihren Romanen beachtliche Erfolge.

Im Bereich der bildenden Kunst widmet sie sich der Malerei und der Zeichnung. Kränzler gestaltet ihre großformatigen, am gegenständlichen orientierten Gemälde ganz aus der Farbe, wobei die Nähe zum Cartoon deutlich wird. Als Materialien nutzt sie Lack, eine konventionelle Anstreichfarbe, die sie auf Papier aufträgt. „Kränzler ist, was die Malerei betrifft, mit der Aushöhlung von deren Konvention beschäftigt. Sie geht dieser Beschäftigung mit Unverfrorenheit und Rücksichtslosigkeit nach, jedoch ohne Naivität.“ Als verbindendes Element zwischen bildender Kunst und Schriftstellerei können ihre Zeichnungen angesehen werden, „als in ihnen dauernd zwischen Texten und Bildern, aufgetragenen Farben und maschinengeschriebenen Buchstaben oder Sichtbarem und Lesbarem hin- und hergesprungen wird.“ (Zitate: Ulrich Loock 2016)

Als Juan Miguel Pozo 1994 von Havanna nach Europa kam, hatte er zuvor in Kuba die sogenannte „Sonderperiode“ durchlebt: Eine Zeit wirtschaftlichen Niedergangs, die unter anderem dem Abbruch des Handels mit den ehemaligen Staaten des Ostblocks geschuldet war und deren Folgen bittere Mangelwirtschaft bis hin zu akuter Nahrungsmittelknappheit waren. Pozo hatte das Glück, als Künstler auf den Straßen Havannas von einem deutschen Journalisten entdeckt und an befreundete Künstler weiterempfohlen zu werden, die sich für seine Einreise nach Europa einsetzten, was für ihn schließlich zu einem Stipendium an der Kunstakademie Düsseldorf führte. Sein Auswandern hatte also neben seiner Entwicklung als Künstler auch sehr konkrete, existenzielle Gründe, bzw. sind diese sozialen Umstände und sein Werk zwangsläufig und sichtlich miteinander verflochten.

In den Gemälden des Künstlers finden nicht nur Orte wie Berlin und Havanna sondern auch die Wesen von Utopie und Dystopie zusammen. Vor einfarbigen, mehr oder weniger abstrakten geometrischen Grundformen schweben urbane architektonische Objekte im Vordergrund, d. h. es fehlt ihnen Boden oder Fundament, ganze Grundstücke scheinen wie Bauteile von Modelllandschaften auf Podesten im Raum aufgehängt. Zwar offenbar das Resultat einer städtebaulichen Planung aber ohne erkennbaren Zweck für Bewohner stehen auch andere urbane Elemente wie z. B. Treppen frei im Raum. Alle Objekte in den Bildern wirken durch Techniken wie Abschaben und Kratzen abgenutzt und gealtert, hinzu kommen unvollständige oder abstrakte Bereiche, zerlaufene Farben in den Randbereichen. Die Motive wirken dadurch insgesamt rau, mitgenommen und von allmählichem Verfall gezeichnet

Guido Schulz ist nicht nur der Manager von DJ-Legende Westbam und Hip-Hop-Urgestein Bass Sultan Hengzt, sondern schon seit den achtziger Jahren eine Größe im Musikgeschäft. Als Veteran der Musikbranche und ehemaliger A&R Chef der Sony BMG und A&R Direktor von BMG Publ. war er verantwortlich für etliche Hits. 1994 ging es dann für ihn nach Berlin und er gründete No Limits als Label und Verlag.

Auf seinen Wegen zwischen Terminen und Konzerten fing er irgendwann an, alltägliche Momente aber auch besondere visuelle Eindrücke zu fotografieren – ganz unprätentiös mit der Kamera in seinem nicht-mehr-ganz-so-aktuellem Handy.

Frei nach dem Motto: Die beste Kamera ist die, die man dabei hat. In diesen alltäglichen Momenten, von interessanten Gesellschafts-Bildern bis hin zu großen Architekturbeobachtungen, entsteht bei Schulz die Kunst vermeintlich im Vorbeigehen.

Philipp Oehmke über Guido Schulz:

„Auf den ersten Blick scheint Schulz vom Kaputten angezogen zu sein, vom Abgebröckelten und Zerbrochenen: Orte, wo irgendwann mal ein Wille war, sich aber dann doch kein Weg gefunden hat. Doch unter Schulzes Blick wird zärtlich, was vorher beschädigt oder hässlich schien. Das Trostlose ist ja zugleich immer auch das Vertraute. Aufnahmen, die von 2021 stammen, sehen bei Schulz aus, als seien sie von 1981. Reminiszenzen an unsere Jugend oder Kindheit, an die Enge der alten Bundesrepublik mit ihren WOM-Märkten in Fußgängerzonen und den verblassten bunten Farben […]. Reminiszenzen an die DDR im 32. Jahr ihrer Abwesenheit […].“