Carsten Schulz
LOCKDOWNBEATS
10. September – 1. November 2025
Vernissage: 10. 9. 2025, 18–22 Uhr
Mit den Werken der Ausstellung „Lockdownbeats“ richtet der Berliner Fotograf Carsten Schulz den Blick auf eine Phase der Zäsur: das plötzliche Verstummen einer Stadt, deren Nachtleben sonst ununterbrochen pulsierte. Ausgehend von den während der Pandemie verwaisten Clubs entstanden Fotografien, die weit über eine reine Dokumentation hinausreichen. Schulz
verwandelt Orte des wilden Feierns und kollektiven Erlebens in stille Bildräume. Er verdichtet sie atmosphärisch und formal klar, assoziierend die Ästhetik sogenannter Lost Places. Hinzu kommen die Porträts der zu dieser Zeit quasi zwangsbeurlaubten Zeremonienmeister dieser Orte: ihre Resident-DJs, in ihren gewohnten Habitats doch gänzlich ohne das belebende Publikum.
Was während des Lockdowns als Momentaufnahme begann, entfaltet sich heute als eindringliches Zeitdokument über die Fragilität eines kulturellen Ökosystems. Die Berliner Clubszene, einst Synonym für Freiheit, Exzess und künstlerisches Experiment, ist nicht nur von den Nachwirkungen der Pandemie gezeichnet. Sie gerät außerdem zunehmend unter Druck durch strukturelle
Veränderungen und wirtschaftliche Dynamiken.
Die Gegenwart des Verschwindens
Die aktuelle Situation wirft ein scharfes Licht auf die prekäre Lage der Clubs: steigende Mieten, sinkende Besucherzahlen, wirtschaftlicher Druck und politische Trägheit bedrohen zunehmend ihre Existenz. Medien berichten von einer fortschreitenden Schließungswelle. Analysen sehen fast die Hälfte der Berliner Clubs im Jahr 2025 existenziell gefährdet. Spielstätten wie Watergate, Wilde Renate oder KitKat haben ihre Schließung angekündigt oder kämpfen ums Überleben. Die jüngst erfolgte Anerkennung der Technokultur als immaterielles UNESCO-Kulturerbe würdigt zwar ihre Bedeutung, kann jedoch den Fortbestand dieser Orte nicht garantieren.
In diesem Kontext entfaltet Schulz’ fotografische Arbeit eine besondere, ästhetisch- dokumentarische Dringlichkeit. Seine Bilder eröffnen neben der Schönheit der Leere auch deren Sog und lassen unschöne Möglichkeiten antizipieren. Zeigen seine Fotografien ein besinnliches Interim oder eine Stille, die bleibt?
Gesichter des Nachtlebens
Als konzeptuelle Ergänzung der „Lockdownbeats“-Serie entstanden klassische Schwarz-Weiß- Porträts jener Persönlichkeiten, die das Berliner Nachtleben über Jahre hinweg musikalisch geprägt haben – die DJs. Anders als die Farbaufnahmen der Clubs sind diese Porträts betont reduziert und monochrom gehalten. Die Porträts der DJs sind ganz bewußt in deren verlassenen
Schaffensorten entstanden und verdeutlichen die Diskrepanz dieser Performer: vorübergehend außer Dienst und ohne Publikum.
Porträtiert wurden unter anderem:
Alex Gallus im Haubentaucher Indoor und DJ Noppe im Haubentaucher Outdoor
DJ Paradoxx im Insomnia
DJ Ployceebell im SchwuZ
DJ Senay im Solar
DJ Tomekk im Maxxim
DJ Vilify im Void
Harris im 808
Kalle Kuts im Gretchen
Martin Ka in der Wilden Renate
San Gabriel im Spindler und Klatt
Weitere Informationen zum Künstler:
Carsten Schulz, geboren 1969 in Berlin, ist Fotograf und Ingenieur. Die initiale Prägung erhielt er durch die Kameraausrüstung seines Großvaters, mit der er früh ein Gespür für Licht, Struktur und Atmosphäre entwickelte. Seit 1997 arbeitet Schulz intensiv als Fotograf – zunächst mit Fokus auf Landschaft, Stills und Action, später auch in der Werbe- und People-Fotografie. Seine Bildsprache oszilliert zwischen technischer Präzision und emotionaler Dichte, zwischen Konstruktion und Atmosphäre, Bewegung und Stillstand.
Projekt & Zusammenarbeit:
Kongenial hat Editor-in-Chief Juliane Behnfeldt dieses komplexe Projekt gesteuert. Neben der künstlerischen Koordination, zeichnet sie nicht zuletzt für die umfangreiche Kommunikationsleistung verantwortlich, verbindet sie doch sowohl ihre langjährige Zusammenarbeit mit dem Fotografen Carsten Schulz, als auch ihre intensiven Kontakte in die Musik- und Club Branche zu diesem Gesamtkunstwerk.